Einen Moment innehalten

Überraschung

Ich stutze immer wieder mal und denke: „Moment, das war bestimmt nur ein sehr langer Alptraum…“ um dann ernüchtert festzustellen: Alles ist genauso wie gestern. Und vorgestern:

Die öffentliche Geschichte von einer Jahrtausendseuche, an der wir alle sterben werden, wenn wir uns nicht ganz schnell einen wenig geprüften Chemiecocktail spritzen lassen – und der Protest dagegen, die vielen anderen Geschichten, die auch erzählt werden können.

Und wenn mir das Geschehen ein bißchen aus der Ferne anschaue, dann bin ich vor allem über die Entschlossenheit verblüfft, mit der diese unterschiedlichen Erzählungen aufeinander prallen.

Ich vermute, die offizielle Seite war über die Intensität und Kraft der Proteste verblüfft. Proteste in Frankreich, ok. In Griechenland, das kennen wir ja. Aber in Deutschland? Im Land der fleißigen Musterschüler, die jede Regel aufs I-Tüpfelchen befolgen?

Aber auch die Protestierenden haben wohl nicht mit der Entschlossenheit gerechnet, mit der ihre kritischen Fragen weggespült, weggekloppt und wegdiffamiert werden.

Und so stehen die beiden Boxer im Ring, taumeln unter den Schlägen des anderen und fragen sich, wie lange sie das noch durchhalten können.

Ein Mann stirbt letzten Sonntag auf einer Demo, nachdem ihn die Polizei sehr unsanft zu Boden gebracht hat. Bitte, lasst uns alle jetzt einen langen Moment innehalten und die Frage klären: „Wie weit soll das noch gehen?“

Der Trauermarsch eine Woche später ist die einzige massnahmen-kritische Demo, die in dieser Woche in Berlin nicht verboten worden ist. Die Polizei ist höflich, beinahe zurückhaltend, kontrolliert aber die Maskenatteste trotzdem und verzögert den Abmarsch der Demo.

Die Reden der Protestierenden sind gemäßigt, sie nutzen nicht das Bild eines Märtyrers, der für die „Sache“sein Leben gelassen hat.

Wäre es jetzt nicht Zeit, dass die Regierung einen „gesteuerten Ausstieg“ organisiert? Das Szenario dazu kann ich gerne liefern:

Anläßlich einer Klage gegen das RKI stellt man verblüfft fest, dass die von dort gelieferten Zahlen an den Haaren herbeigezogen sind. Natürlich wird Prof. Wieler als Drahtzieher dieses Skandals sofort entlassen. Im weiteren Verlauf der Enthüllung tritt der verantwortliche Minister Spahn zurück, Angela Merkel findet betrübte Worte des Bedauerns und bekräftigt, das sie ja sowieso nicht wieder zur Wahl antreten wird. Mit diesen Bauernopfern wird dann versucht, den Skandal zu beenden.

Das wird aber wohl nicht passieren. Denn es muss ja befürchtet werden, dass der brave Souverän einen solchen Skandal so übel nimmt, dass die massnahmen-kritischen Parteien einen Erdrutsch-Sieg bei den Wahlen im September einfahren würden.

Also wird der Box-Trainer in der blauen Ecke in dieser Pause zwischen den Runden nicht das Handtuch in den Ring werfen, egal wie viele flehende Blicke die beiden geschundenen Kämpfer auch werfen mögen.